Gedenkveranstaltung zur Reichsprogromnacht an der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim

GAZ 16 11 reichsprogromnacht„Diese Nacht vor 78 Jahren war das Signal zum größten Völkermord der Menschheit: 5-6 Millionen Menschen, die auf grausame Weise umgebracht wurden“, führte Herwig Bendl, Stellvertretender Schulleiter der Georg-August-Zinn-Schule, am vergangenen Mittwoch in die jährliche Gedenkveranstaltung

zur Reichprogramnacht ein und wandte sich an die rund 130 Schülerinnen und Schüler in der Aula: „Unter den Opfern damals – das machen wir uns oft gar nicht bewusst - waren auch viele in eurem Alter.“
Wie drastisch das Vorgehen zur Zeit der Nazis gegen alle diejenigen war, die „anders“ schienen, veranschaulichte die Darstellendes-Spiel-Gruppe der Q1/Q3 von Carsten Jonischkeit mit ihrer Interpretation des Stückes „Brauner Morgen“ von Franck Pavloff. „Mein Hund musste eingeschläfert werden, weil er nicht braun war!“, beklagte darin eine Schülerin und eine andere brachte zum Ausdruck: „Farbe ist doch kein Grund, jemanden zu töten!“
Um den Menschen, die zur Zeit des NS-Regimes misshandelt, in Konzentrationslager gebracht und getötet wurden, ein würdiges Andenken zu setzen, trugen Schülerinnen und Schüler der GAZ nicht nur die Namen derer vor, die damals aus Reichelsheim deportiert wurden. Die Musiklehrer Konrad Dudzus und Manfred Kilthau sowie Schülerin Rosanna Peretto sorgten für einen besinnlichen musikalischen Rahmen und trugen zum Gedenken unter anderem das ursprünglich jüdische Lied „Donna donna“ vor.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die von Jutta Mussong-Löffler organisiert wurde, stand auch in diesem Jahr die Ansprache von Geschichtslehrer Dirk Strohmenger, der einen Einblick in die Situation zur damaligen Zeit besonders aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen gab. „Hier in Reichelsheim, in Fränkisch-Crumbach, in Beerfurth waren in dieser Nacht selbst Jugendliche unterwegs. Andere waren am nächsten Morgen erschrocken über das, was sie da gesehen haben. Viele stellten sich damals die Frage: Warum tun die Erwachsenen so etwas?“, erklärte er und beschrieb, wie das Regime systematisch über Organisationen wie die Hitlerjugend und den Bund Deutscher Mädel bereits Kinder und Jugendliche konditionierte. „Die Jugendlichen wurden hart gegen alle, die anders waren als sie.
Forciert wurde das System vor allem über Vereine wie im Fußball, denn man wollte nicht aus der Hitlerjugend rausgeworfen werden, da hätte man ja gar kein Fußball mehr spielen können!“ Zum Ende seines Vortrags rief Strohmenger die Zuhörer dazu auf, „wachsam zu bleiben, damit sich so etwas wie vor 78 Jahren nicht noch einmal wiederholt.“
Dass die Veranstaltung einmal mehr großen Anklang bei den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 und 10 fand, wurde im Anschluss deutlich: „Mir hat das Theaterstück gut gefallen- das hat richtig gut zu dem Thema gepasst“, sagte Hannah aus der 10c und ihr Klassenkamerad Daniel betonte: „Ich fand´s gut, dass Herr Strohmenger so offen mit so vielen Details über die Situation damals gesprochen hat!“ Bleibt nun nur noch Strohmengers Rat zu befolgen: Wachsam zu bleiben.

Anmerkung: Die DS-Gruppe von Carsten Jonischkeit setzte sich zusammen aus: Lea Arnold, Evelina und Karolina Braun, Felicitas Friedrich, Bonny Hänschke, Rea Heymann, Franziska Hünlich, Gianna Knappe, Anne Oberle, Julia Ripper, Lara Schubert, Jasmin Sommermann, Lea Trautmann und Katja Wanke.

 

Foto: Lea Arnold, Bonny Hänschke und Gianna Knappe (von links nach rechts) tragen die Namen der aus Reichelsheim deportierten Menschen vor. / smdl

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