Ausstellung Wege ins Exil 2019

 

"Wege ins Exil - Künstler und Literaten in der Zeit nach 1933", so lautet der Titel einer Ausstellung, die in Kooperation mit dem Kunstmuseum Ahrenshoop seit dem 10. September 2019 in der Aula der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim zu sehen ist.

Mit der sogenannten "Machtergreifung" der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden die demokratischen Freiheitsrechte schrittweise demontiert. Maßnahmen und Normen traten in Aktion, die die Ausgrenzung, Inhaftierung und Ermordung von Juden und politisch Andersdenkenden zur Folge hatten.

"Augenscheinlich wurde dies bereits am 1. April 1933 mit dem Boykott von jüdischen Geschäften, auch hier in Reichelsheim", erklärt hierzu Dr. Dirk Strohmenger, als Sprecher der Fachschaft Geschichte und Organisator der Ausstellung.

Nur wenige Wochen später brannten in den Universitätsstädten, wie etwa in Darmstadt, die Scheiterhaufen. Diese öffentlichen Bücherverbrennungen waren der Höhepunkt der sogenannten „Aktion wider den undeutschen Geist“. Damit begann die systematische Verfolgung jüdischer, marxistischer, pazifistischer und anderer oppositioneller oder politisch unliebsamer Schriftsteller.

Vor diesem Hintergrund entschlossen sich tausende Menschen dazu, Deutschland - also ihrem Heimatland - und den dortigen Entwicklungen den Rücken zu kehren. Und: „Unter ihnen befanden sich zahlreiche Künstlerinnen und Künstler", so Dr. Strohmenger.

Die Ausstellung beleuchtet nun anhand von einzelnen Biographien genau diese Zeitspanne, schlägt aber - aufgrund der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen - auch einen Bogen bis hinein in die Gegenwart. Und so betonte Schulleiterin Kirsten Gebhard-Albrecht im Rahmen der feierlichen Ausstellungseröffnung, dass gerade jetzt, angesichts der gegenwärtigen weltpolitischen Situation, die immer mehr Menschen denn je aus ihrer Heimat fliehen lässt, die Ausstellung das Thema Exil als eine der aktuellen Herausforderungen unserer Zeit in den Fokus auch unserer schulischen Arbeit stellt.

Die Ausstellung „Wege ins Exil“ steht allen Schülerinnen und Schülern mit ihren jeweiligen Lehrkräften zur Ansicht zur Verfügung. Sie kann während des jeweiligen Fachunterrichtes, etwa in Geschichte, Politik und Wirtschaft, Religion oder Kunst bis Anfang nächster Woche besucht werden. Dabei soll bitte darauf geachtet werden, dass die Aula nicht dann aufgesucht wird, wenn dort die Fachschaften Musik und Darstellendes Spiel, oder die Theater-AG Unterricht haben. Zwischen 15.30 und 17.00 Uhr steht die kostenfreie Ausstellung darüber hinaus auch Gästen außerhalb der Schulgemeinde zur Verfügung.

Entstehungsort der Ausstellung ist das Kunstmuseum Ahrenshoop in Mecklenburg-Vorpommern. Von Dezember 2018 bis April 2019 war sie dort zum ersten Mal zu sehen. Danach „wanderten“ Teile der Schau nach Südhessen.

Der Brückenbauer zwischen Ostsee und Odenwald, zwischen dem Kunstmuseum Ahrenshoop und der Georg-August-Zinn Schule in Reichelsheim war Klaus Derge aus Groß-Bieberau. Die Ausstellung an der GAZ wurde erst durch sein Engagement möglich. Die ausgesprochen große Anzahl an Fragen von Seiten der Schülerinnen und Schüler an Herrn und Frau Derge im Rahmen der Vernissage nahmen die beiden Groß-Bieberauer bereits als wertschätzenden Dank auf. An dieser Stelle sei nochmals im Namen aller Beteiligten und Gäste dem Ehepaar Derge nicht nur für die tatkräftige Vermittlung und Unterstützung im Vorfeld der Ausstellung gedankt, sondern auch für die viel genutzte Möglichkeit über Fragen an das Ehepaar, etwa zum Leben in der DDR bis Ende der 1950er Jahre und der Ankunft als „Flüchtling“ bzw. „Neubürger“ in der BRD mehr zu erfahren. Klaus Derge betonte, dass er als politischer Mensch gelernt hätte, Entscheidungen zu treffen und, genauso wichtig, diese dann auch zu tragen. Die Entscheidung, durch äußere Faktoren die eigene Heimat verlassen zu müssen, sei heute wie früher alles andere als einfach. Von den Schülern zu den Beweggründen gefragt, resümierte Klaus Derge: „Es war eine Flucht vor den Tatsachen des Lebens!“.

 

Fotos von der Ausstellungseröffnung:

Bilder: Thomas Gutberlet

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