Schüler erkunden Spuren der Juden von Reichelsheim

„EStolper 001s war neblig, kalt, so richtig ungemütlich“. Trotzdem begab sich Luise Herve zusammen mit ihren Klassenkameraden der 7f der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim am letzten Schultag vor den diesjährigen Osterferien zusammen mit ihrer Deutschlehrerin, Valerie Hullen-Missalek auf die Spuren der jüdischen Einwohner Reichelsheims.

Im Deutschunterricht entstand spontan unter dem Eindruck der Schullektüre „Damals war es Friedrich“, einem der bekanntesten Jugendbücher zum Thema Nationalsozialismus, der Wunsch etwas über die Geschichte der Reichelsheimer Juden zu erfahren. „Die bewegende Lektüre hatte nicht nur zahlreiche Fragen aufgeworfen, sondern löste neben vielen vergossenen Tränen auch den Wunsch nach greifbaren Informationen aus“, so Hullen-Missalek.

Als Orientierungshilfe dienten die von Gunter Demnig im März 2011 verlegten Stolpersteine Gegen das Vergessen. Startpunkt war dabei das Haus Mühlgasse 20 des Viehhändlers Joseph Samuel und seiner Frau Sophie, das nahezu unverändert erhalten geblieben ist. Von dort führte der Weg in die Bismarckstraße, in der die meisten Reichelsheimer Juden wohnten und von denen viele im Viehhandel, als Metzger oder Kolonialwarenhändler tätig waren. Einige Schüler trugen mit ihren vorbereiteten Beiträgen zum besseren Verständnis der Exkursion bei, sie hatten vorher indem von Dr. Dirk Strohmenger herausgegebenen Werk „Nationalsozialismus im Erbacher Landkreis“ gründlich recherchiert.

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Die 2017 an der ehemaligen Synagoge auf der Darmstädter Straße Nr. 3 angebrachte Gedenktafel wurde besichtigt, ebenso die fünf Stolpersteine, die an die ausgelöschte Familie des Lehrers und Vorstehers der jüdischen Gemeinde Richard Seif, seiner Ehefrau Freda und deren drei Kindern Jakob (10), Golda (7) und Judith (6) erinnern.

Den AbStolper 002schluss bildete der Besuch des in der Nähe der Schule gelegenen jüdischen Friedhofes „An der Ruh“. 1856 entstanden, fand dort 1940 die letzte Beerdigung statt.

Auch hier hatten Schüler Beiträge vorbereitet, berichteten u.a. über die jüdischen Begräbnisrituale. Und in der Anlage selbst beeindruckten vor allem die Schlichtheit und Verwitterung der Grabsteine.

„Die Frage nach dem „Wie hatte es dazu kommen können?“ kann natürlich kaum altersgemäß ohne historisches Faktenwissen erklärt werden. Aber ich bin mir sicher, dass die Schüler und Schülerinnen der 7f jetzt für das Thema Antisemitismus sensibilisiert sind“, so Hullen-Missalek abschließend. Denn die nächsten Spurensuchen –bspw. in Worms- wurden schon ins Auge gefasst.

 

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Text und Bilder: Valerie Hullen-Missalek

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