„Meet a Jew“: Begegnung mit jüdischem Leben an der GAZ

Einen besonderen Unterrichtstag erlebte die Klasse 9b der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim (GAZ), als sie im Rahmen des bundesweiten Projekts „Meet a Jew“ zwei junge jüdische Gäste kennenlernen durfte. Ziel des Programms, das zum Dachverband des Zentralrats der Juden gehört, ist es, durch persönliche Begegnungen Vorurteile abzubauen und zu einem besseren Verständnis des jüdischen Lebens beizutragen.
Zu Gast waren Emma (18) aus Mainz, eine Abiturientin mit osteuropäischen Wurzeln, und David (19) aus Hanau, der derzeit studiert. Beide engagieren sich ehrenamtlich für das Projekt. Während Emma ihren Glauben seit ihrer Jugend zunehmend intensiv lebt und auch ihre Familie für Rituale und Traditionen begeistert hat, übt sich David in einer weniger strengen Religionspraxis. In ihrer Freizeit setzen sich beide für Jugendliche ihrer jüdischen Gemeinden ein. Besonders wichtig ist ihnen das Gefühl der Gemeinschaft im Judentum: „Wir haben überall in Deutschland und sogar in Europa Freunde. Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe sind für uns selbstverständlich“, betonten sie.
Vorbereitet auf das Treffen hatte die Klasse ihr Geschichtslehrer René Beck, der mit den Schülerinnen und Schülern über jüdisches Leben, Traditionen und Anfeindungen sprach und gemeinsam Fragen sammelte. Die Gäste machten von Beginn an deutlich, dass sie für alle Fragen offen seien – von Alltagsritualen über jüdische Feiertage bis hin zu politischen Themen. Dabei betonten sie, dass die Politik Israels klar vom jüdischen Glauben zu unterscheiden sei.
Das Gespräch entwickelte sich lebendig und vielseitig: Die Neuntklässler fragten nach koscherem Essen, nach dem Ablauf von Gebeten und dem Verhalten in der Synagoge sowie nach dem Sabbat. Auch verbreitete Vorurteile wie der angebliche „Reichtum“ von Juden wurden kritisch hinterfragt und von Emma und David entkräftet. Mit vielen Beispielen aus ihrem eigenen Alltag gaben die beiden Jugendlichen den Schülerinnen und Schülern einen unmittelbaren und persönlichen Einblick in das jüdische Leben.
Am Ende waren sich alle einig: Die Begegnung hat Horizonte erweitert. Viele Schülerinnen und Schüler gaben an, ihre Sichtweise über das Judentum verändert zu haben. Besonders Jugendliche mit islamischem Hintergrund entdeckten zahlreiche Parallelen zu ihrer eigenen Religion. Entscheidend für die Offenheit war auch die Tatsache, dass die Gäste fast im gleichen Alter wie die Jugendlichen waren – ein Gespräch auf Augenhöhe. So leistete das Projekt „Meet a Jew“ einen wertvollen Beitrag, um Verständnis, Respekt und Neugier für das jüdische Leben in Deutschland zu fördern – auch an der Georg-August-Zinn-Schule.

Unser Bild zeigt Emma und David im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern aus der Klasse 9b. Fotocredit: René Beck.