Exkursion der Abschlussklassen 9 und 10 der GAZ nach Buchenwald

Buchenwald 2019 01Frühes Aufstehen war für die Schülerinnen und Schüler der 9a und der Klassen 10 b-e am 05. Juni angesagt, denn bereits um 6.30 Uhr war für die Reisegruppe die Abfahrt ab Busbahnhof terminiert. Es ging nach Weimar, das nahegelegene ehemalige Konzentrationslager Buchenwald war auch in diesem Jahr wieder Ziel der Abschlussklassen im Haupt- und Realschulzweig der Sekundarstufe I der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim. Gemeinsam mit ihren Klassen- bzw. Geschichtslehrern Holger Hüttlinger, Raoul Giebenhain , Thomas Degenhardt, Christoph Haußner und Dieter Keim kam man nach viereinhalb Stunden Busfahrt auf dem Ettersberg bei Weimar an.

Im Jahre 1937 ließ die SS dort den Wald roden und errichtete das Konzentrationslager. Bereits die Anfahrt zur Gedenkstätte gab den Schülerinnen und Schülern einen ersten Eindruck davon, was sie bei der alljährlichen Exkursion der Fachschaft Geschichte erwarten würde, ging es doch zunächst die sogenannte "Blutstraße" - eine von den ehemaligen Häftlingen ausgebaute Zufahrtsstraße zum Lager - hinauf. Von der SS brutal und erbarmungslos angetrieben, mussten die Häftlinge von Mitte 1938 bis Spätherbst 1939 dieses fünf Kilometer lange Verbindungsstück von der Staatsstraße Weimar-Ramsla zum Konzentrationslager ausbauen. Parallel zu dieser Straße verlief die 1943 von Häftlingen erbaute Bahnlinie. Sie diente zunächst der Versorgung der am Lager angrenzenden Rüstungsbetriebe und brachte später Menschen aus allen besetzten Ländern in das Konzentrationslager. Vom Bahndamm aus führte der sogenannte „Carachoweg“ zum Lager, dessen Schlussstück die Schülerinnen und Schüler zu Fuß beschritten, um den Appellplatz des ehemaligen Lagers zu erreichen. Direkt vor Ort erfuhren die jungen Menschen, dass dieser Weg seinem Namen deshalb erhielt, weil die Häftlinge, die am Bahnhof des Lagers ankamen, diese Strecke von der SS mit Schlägen, Tritten und abgerichteten Hunden entlang gehetzt wurden.

Buchenwald 2019 02Unmittelbar im Eingangsbereich des Lagers wurde den Schülerinnen und Schülern dann im Rahmen von insgesamt fünf Führungen das bekannte Lagertor mit der makabren Aufschrift "Jedem das Seine" sowie der angrenzende Appellplatz gezeigt. Dort mussten alle Häftlinge morgens und abends zur Zählung antreten. Wenn jemand fehlte, mussten alle anderen warten, bis die Nichtanwesenden gefunden wurden. So dauerte ein Appell nicht selten bis zu 18 Stunden, wenn Häftlinge versucht hatten, zu fliehen. „Vorher haben wir nur darüber geredet und in unseren Geschichtsbüchern darüber gelesen, aber nun, wo wir hier direkt auf dem Platz des Geschehens stehen, können wir nachvollziehen, was die Menschen hier erleiden mussten“, so ein Schüler. Und die jungen Odenwälder erfuhren auch, dass in dem Lager zunächst nur politische Gegner der Nationalsozialisten, insbesondere Kommunisten und Sozialdemokraten in sogenannte „Schutzhaft“ genommen wurden. Einige Jahre später folgten ihnen auch Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Wohnungslose. Diese wurden entwürdigt, gefoltert und kamen auch immer wieder zu Tode, weshalb Buchenwald schon bald zum Synonym für das mörderische System der Nationalsozialisten wurde.

Buchenwald 2019 03Durch eine Tür betraten die Schülerinnen und Schüler sodann das ehemalige Krematorium des Lagers, in dem die Leichen der Häftlinge verbrannt wurden. Auf der anderen Seite des Raumes erblickten sie einen Fahrstuhlschacht, der vom Verbrennungsraum in den Leichenkeller führte. Hier erdrosselte die SS alleine über tausend Männer, Frauen und Jugendliche. Die Haken, an denen diese Verbrechen geschahen, hängen heute noch an den nassen Kellerwänden. Die Schülerinnen und Schüler verließen diesen Ort sichtlich betroffen. Sprach- und Fassungslosigkeit machte sich aber auch breit, als die Historiker vor Ort die Räume öffneten, in denen über 8000 sowjetische Kriegsgefangene hinterrücks mit Genickschussanlagen systematisch getötet wurden.

Buchenwald 2019 04Abschließend erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass in Buchenwald insgesamt 280.000 Menschen inhaftiert wurden – in den Außenlagern auch Frauen und Kinder. Buchenwald war am Ende des Krieges das größte Konzentrationslager im Deutschen Reich. Über 56.000 Menschen starben aufgrund der Folter, medizinischer Experimente, Auszehrung und Mord. „Es ist gut, dass wir hier waren. Wir sind schließlich verantwortlich dafür, dass so etwas nie wieder passiert“, fasste eine Schülerin ihre Eindrücke am kommenden Tag im Geschichtsunterricht zusammen. Dort soll die Exkursion nun weiter nachbereitet und in die letzten Wochen des Unterrichts mit einbezogen werden.

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