Kurze Geschichte des deutsch-französischen Schüleraustauschs der Georg-August-Zinn-Schule in Reichelsheim und des Collège Paul Féval in Dol-de-Bretagne

In Europa ist es heute „eine Chance, ein Pluspunkt und eine Notwendigkeit, mehrere Sprachen zu beherrschen" , so das Deutsch-Französische Jugendwerk in seiner Werbeschrift für die Kampagne „Jugend spricht europäisch".

Fremdsprachen lernt man am besten an Ort und Stelle: deshalb bietet die Georg-August-Zinn-Schule in jedem Schuljahr die Möglichkeit, am Austausch mit unserer Partnerschule, dem Collège Paul Féval in Dol-de-Bretagne, teilzunehmen.

Interessant ist ein kurzer Blick auf die Ursprünge dieser Partnerschaft, die man auf der Homepage des Verschwisterungsvereins der Gemeinde Reichelsheim nachlesen kann:

„Ein Textilkaufmann namens Louis Clouet aus der Nähe von Dol-de-Bretagne wird 1940 der Gemeinde Reichelsheim mit der Maßgabe auf einem Bauernhof zu arbeiten, überstellt. Er kommt aus Roz-Couesnon, einem kleinen Dorf in der Nähe von Pleine-Fougères und verlebt die Kriegsjahre 1940 - 1945 als Arbeitskraft auf dem Hof der Familie Friedrich Pfeifer in Eberbach.
Aus dem anfänglichen beiderseitigem Misstrauen entwickelt sich im Laufe der Jahre eine tiefe Freundschaft, die auch nach Kriegsende noch andauern sollte und deren Folgen damals noch nicht einzuschätzen waren, obwohl beide Familien in den Jahren 1945 - 1966 nichts voneinander hörten.
Im Jahre 1966 besucht besagter ehemaliger Kriegsgefangener Louis Clouet mitsamt seiner Familie - er hat inzwischen 2 Kinder - die Familie in Eberbach. Trotz der Sprachbarrieren vertieft sich die so lange brach gelegene Freundschaft und Familie Pfeifer besucht Familie Clouet ... in den folgenden Jahren dreimal. Nicole Clouet, die Tochter, die inzwischen Lehrerin geworden ist, besucht Anfang der 70er Jahre die Georg-August-Zinn-Schule und bespricht dort mit der damals Verantwortlichen Frau Edith-Brecht-Wolff, der pädagogischen Leiterin der Schule einen eventuellen Schüleraustausch, der dann auch 1975 mit 9 Schülern des Collège Paul Féval, Dol-de-Bretagne in die Tat umgesetzt werden kann. Im Jahre 1978 erhalten beide Schulen vom Erziehungs- und Außenministerium der beiden Länder den offiziellen Titel Partnerschule."

Die erste Fahrt nach Dol 1975 (mit einer Gruppe von 9 Schülern) wird von Herrn Gerd Holz geleitet, danach liegt die Organisation des Austauschs viele Jahre lang zunächst in den Händen von Herrn Rolf Engler, bevor Frau Kirsten Gebhard-Albrecht diese Aufgabe übernimmt. Seit 2005 ist Frau Petra Kayser verantwortliche Organisatorin des Austauschs.

Auf französischer Seite „zuständig" ist seit Mitte der neunziger Jahre Madame Valérie Le Calvez (davor u.a. Monsieur Richard Fouffé).

Interessant und erfreulich ist die Tatsache, dass sich aus der Schulpartnerschaft die Verschwisterung der beiden Gemeinden Dol-de-Bretagne und Reichelsheim entwickelt hat: Seit 1994 besteht eine offizielle Städtepartnerschaft zwischen den beiden Gemeinden.

Die Georg-August-Zinn-Schule pflegt nun also seit über 35 Jahren Kontakte zu ihrer Partnerschule in Frankreich. So haben die deutschen und französischen Schülerinnen und Schüler (inzwischen weit über tausend!) die Möglichkeit, im Rahmen eines Austauschs "Land und Leute" kennen zu lernen, d. h. im jeweiligen Gastland Eindrücke über Lebensumstände, Gewohnheiten, das Leben in der Familie, Sehenswürdigkeiten usw. zu gewinnen. Weiterhin können die im Unterricht erworbenen Fähigkeiten in der Fremdsprache (für die Reichelsheimer Schülerinnen und Schüler also Französisch) angewandt und auch erweitert werden.

Daneben dienen die in Frankreich organisierten Ausflüge (z. B. Ile-de-Bréhat, Saint Malo, Dinan, Muschelzucht mit Museumsbesuch in Cancale, Mont Saint Michel, Wattwanderung, Carnac...) dem Erkunden und Kennenlernen der Region: der Bretagne.

Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben die Möglichkeit, neben dem Besuch der Unterrichtsstunden der jeweiligen Austauschpartner (-innen) auch am gemeinsamen Unterricht in der deutschen Gruppe im Fach Französisch teilzunehmen. Hierbei können die begleitenden Lehrkräfte gezielt auf Schwächen und Schwierigkeiten der einzelnen Fahrtteilnehmer und –teilnehmerinnen eingehen.

Sowohl die französischen als auch die deutschen Kinder fertigen in jedem Jahr über den jeweiligen Aufenthalt im Nachbarland ein Dossier an.

Die teilnehmenden SchülerInnen kamen viele Jahre lang zumeist aus den Klassen 8 – 10. Aus organisatorischen Gründen (Haupt- und Realschulabschlussprüfungen, Auslandsfahrten als Abschlussfahrten im 9./10. Schuljahr) hat sich jedoch in der letzten Zeit der Trend abgezeichnet, dass die TeilnehmerInnen durchschnittlich jünger sind als in den vergangenen Jahren. Da Französisch im Gymnasialbereich an unserer Schule sowohl als erste Fremdsprache ab Klasse 5, als auch im Zuge der G8-Reform ab Klasse 6 angeboten wird, ist eine solche „Verjüngung" durchaus zu vertreten. Wir haben ausnahmslos sehr gute Erfahrungen damit gemacht, auch bereits Schülerinnen und Schülern im ersten Lernjahr Französisch die Möglichkeit zu geben, am Austausch teilzunehmen und wollen auch in den kommenden Schuljahren an diesem Konzept festhalten.

Damit die Kontakte nach Frankreich nicht abbrechen, wird auch eine mehrfache Teilnahme am Austausch ermöglicht.

Wir hoffen, dass der erfolgreiche Austausch zwischen den beiden Schulen noch möglichst lange fortgesetzt werden kann - auch wenn sich immer weniger Schüler in Frankreich für Deutsch als Fremdsprache entscheiden.

© Petra Kayser 2011

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